Apple/Bandai Pippin ATMARK


Bild Urheber: Evan-Amos, Lizenz: cc-by-sa

Kurzbeschreibung

Apple gestaltet den Pippin (benannt nach einer Apfelsorte) als einen Standard, den andere Hersteller in Lizenz bauen sollen. Die Konsole ist nicht nur auf Videospiele ausgelegt, sondern, ganz im Trend der Zeit, auch grundsätzlich auf multimediale Inhalte. Die Technik basiert auf Apples zu dieser Zeit aktuellen Mac-Hardware. Der japanische Hersteller Bandai, der bereits Erfahrung mit Konsolenperipherie, nicht aber mit einer eigenen Maschine hat, steigt in das Geschäft ein. Der Pippin Atmark erscheint Mitte 1995 in Japan in einem hellen Gehäuse, Ende 1995 dann in den USA in schwarz.

Das Gerät lässt sich zwar mit Tastatur, Maus und Diskettenlaufwerk nachrüsten, eine Festplatte ist jedoch nicht vorgesehen. Pippin-Spiele laufen deshalb aufgrund der ähnlichen Technik in der Regel auch auf Macs, umgekehrt ist dies jedoch nicht möglich.

Die Konsole ist teurer als die der Mitbewerber, aber qualitativ nicht besser. Der Pippin wird ein Misserfolg, der Bandai fast ruiniert.

Ausführliche Beschreibung

Heute, im Jahr 2016, gibt es wieder Gerüchte, dass Apple in den Spielemarkt einsteigen will. Vor fast 20 Jahren hat Apple das schon einmal versucht, mit einer Multimedia-Plattform namens Pippin (der Name stammt von der Apfelsorte Newton Pippin). Marktforschungen zeigen das Aufkommen von Multimedia-Inhalten und so plant Apple eine Multimedia-Station mit CD-Laufwerk auf der Basis der Power Macintosh Hardware (1994).

Apple sieht die Pippin immer als Spezifikation an, die an andere Hersteller lizenziert werden soll. Selbst will Apple eigene Geräte nicht bauen, vielleicht, weil man sich der Sache doch nicht so sicher ist. (Es gibt Aussagen von Apple, dass bei Erfolg der Plattform durchaus eigene Geräte geplant waren.) So beisst nur die Bandai Digital Entertainment Group an, ein japanischer Unterhaltungsriese, der mit der Vermarktung von Mighty Morphin Power Rangers große Erfahrung hat. Bandai baut auf der Basis der Spezifikation eine echte Konsole.

Zuerst erscheint die Maschine Mitte 1995 unter den Namen Pippin ATMARK (Pipin Attomāku) in Japan in einem hellen Gehäuse, Ende 1995 in den USA mit einem schwarzen Gehäuse, @WORLD (auch Pippin@World) genannt. 1996 folgt auch in Japan die @WORLD in einem schwarzen Gehäuse. Inhaltlich sind die Maschinen gleich, die schwarze Variante ist rarer. Dazu gibt es einen weißen/schwarzen AppleJack controller und ein schickes kabelgebundenes Control-Pad mit Trackball.

Im Inneren der Pippin finden sich ein RISC PowerPC 603 auf 66 MHz getaktet und ein Vierfach-CD-Laufwerk am internen SCSI-Bus. Das Gerät in der Hand füllt sich vom Gewicht an wie in echter Computer. Eine Festplatte ist nie vorgesehen. Obwohl man die Pippin mit Tastatur, Maus, Speicher, Modem und Diskettenlaufwerk nachrüsten kann, lässt sich die Konsole zu keinem vollständigen Macintosh aufrüsten. Ein externer SCSI-Connector fehlt und selbst wenn man einen anschließt, kann man mit dem Standard-ROM nicht von einem externen SCSI-Laufwerk booten.

Spiele und Multimedia-Inhalte werden allein auf CDs verteilt, die mit einem Schlüssel von Apple signiert werden („Pippinized“ Software). Mittlerweile unterstützt Apple dies nicht mehr, sodass es nicht möglich ist, legal neue Software für die Pippin herzustellen. Titel für die Apfel-Konsole laufen in der Regel auch auf einem Mac OS, nur umgekehrt eben nicht – jeder Titel für Mac OS muss angepasst werden. Käufer nehmen die Pippin zunächst als günstigen Mini-Mac wahr, stellen jedoch schnell fest, dass dies nicht zutrifft. Mit einem Preis von 599 USD ist die Konsole vergleichsweise teuer. In Form von Segas Saturn, Sonys PlayStation und günstigen Standard-PCs mit Windows trifft sie auf enorme Konkurrenz. Hersteller von Spielen und Multimedia-Inhalten sind daher nicht sonderlich an der Umsetzung von Pippin-Titeln interessiert. Der Konsolen-Flop führt Bandai fast in den Ruin. An die 100 Titel gibt es insgesamt. Diese sind heute sehr teuer und liegen auf dem Original-Preisniveau der Konsole selbst. Dass Geräte für die reine Medienwiedergabe am Markt nicht funktionieren, zeigt schon Philips mit dem CD-i. Die Internet-Strategie der Unternehmen Apple und Bandai ist zwar zukunftsweisend, aber nicht erfolgreich. Mit nur 6 MB RAM ist es eine Illusion, einen Browser wie Netscape 2.0 auf dem System performant zu betreiben, und Pippin bindet die Benutzer mindestens 6 Monate an den speziellen Internet-Provider PSINet Inc. Der lässt sich den Dienst gut bezahlen: Der Grundbetrag liegt bei 25 USD, was sich letztendlich zu einem Mindestbetrag von 150 USD für die sechs Monate summiert. Das ist den meisten Nutzern schlichtweg zu viel.

Objektbeschreibung

  • Hersteller: Bandai
  • Typ/Modell: Model No PA-82001
  • Seriennummer: Seriennummer 5310186
  • Zubehör: OVP komplett, Spiel „Victorian Park“
  • Objektzustand: sehr gut
  • Veröffentlichung: 1995
  • Neupreis: $ 599

Technische Daten

  • CPU: PowerPC 603, 66 MHz
  • RAM: 6 MiB (davon 1 MiB VRAM)
  • NVRAM: 128 KiB (non-volatile random access memory)
  • Vierfach-SCSI-CD-ROM-Laufwerk
  • VGA-Ausgang (640 x 480)
  • S-Video-Ausgang
  • Composite-Ausgang (NTSC oder PAL)
  • Farben: 32.768
  • 2 serielle Ports
  • 2 ADB Ports, „childproof“, reguläre Tastaturen/Mäuse nur mir Adapter
  • Expansion-Interface („PCI like“)
  • Adapter für proprietäre RAM-Erweiterung