Konsolen und Heimcomputer auf dem Raspberry Pi mit RetroPie emulieren

RetroPie (http://blog.petrockblock.com/retropie/) ist eine Distribution, die den schlanken, kostengünstigen und stromsparenden Raspberry Pi zur Spielkonsole und zum klassischen Heimcomputer macht. Dabei empfiehlt sich folgende Hardware:

  • Raspberry Pi, am Besten der neue Raspberry Pi 2 Model B. Ältere Modelle Raspberry Pi (A, A+, B, B+) bieten nicht immer die beste Performance.
  • Eine SD-Karte mit mindestens 8 GiB Speicher. Da das Betriebssystem, Emulatoren und Spiele von der SD-Karte gelesen werden, empfiehlt sich der Einsatz einer möglichst schnellen Speicherkarte - bspw. SDHC Class 10.
  • Ein HDMI-Kabel zur Darstellung auf dem Monitor bzw. Fernseher.
  • Mindestens ein Game-Controller mit USB-Anschluss, am besten von der PS3 oder Xbox 360.

Die Distribution RetroPie ist ein abgestimmtes Bündel diverser Projekte. Ohne großen Aufwand kann man so den Raspberry Pi mit einem vorkonfigurierten Image auf der SD-Karte zur Konsole oder zum Heimcomputer umfunktionieren. Von RetroPie selbst kommen mehr als 40 Emulatoren für Konsolen und Heimcomputer. Zurück greift RetroPie auf Libretro, eine Programmschnittstelle zur Abstraktion über die Hardware, und das wird wiederum von RetroArch, einer grafischen Oberfläche zur Konfiguration, bedient. Die einheitliche chice Oberfläche zum Zugriff auf die Spiele und Emulatoren stammt von EmulationStation (http://www.emulationstation.org/), einer quelloffenen Software, die es auch für Windows gibt. Der Anwender muss sich nicht mit aufwändigen Einstellungen und Anpassungen auseinandersetzen, es bleibt bei der Tasteneinstellung eines Joypads/Joysticks.

RetroPie kann man als Pi-Image von der Webseite http://blog.petrockblock.com/retropie/retropie-downloads/ beziehen. Es enthält das komplette Betriebssystem inklusive Emulatoren und ein paar Spieleklassiker wie DOOM. Für den Raspberry Pi 1 und 2 gibt es extra optimierte Versionen, etwa retropie-v3.0beta2-rpi1.img.gz für den neuen Raspberry Pi 2.

Die SDHC-Speicherkarte wird zunächst mit FAT32 formatiert. Um das Image auf die SD-Karte zu bringen bietet sich die quelloffene Zusatzsoftware Win32DiskImager (http://sourceforge.net/projects/win32diskimager/) an; sie packt das RetroPie-Image aus und initialisiert die SDHC-Karte mit dem Linux und aller Software. Führt man anschließend die SD-Karte in den Raspberry Pi ein, bootet dieser das Betriebssystem.

Um administrative Änderungen an dem RetroPie vorzunehmen, sollte entweder eine Verbindung über SFTP oder SSH zum Raspberry Pi hergestellt werden. SSH erlaubt den Zugriff auf die Linux-Oberfläche, um grundlegende Einstellungen am Betriebssystem vorzunehmen und auch Emulatoren zu beenden. Die SFTP-Verbindung lässt ein fixes Kopieren, Herunterladen und Ändern von Verzeichnissen und Dateien zu. Unter Windows ist das (S)FTP-Programm WinSCP eine gute Wahl. Bei der Anmeldung sind Benutzername und Passwort, sowie Hostname und Port des Raspberry Pis erforderlich. Letztere identifizieren die IP-Adresse des Raspberry Pis im Netzwerk:

  • Host-Name: 192.168.xxx.yyy
  • Benutzername (standardmäßig): pi
  • Passwort (standardmäßig): raspberry
  • Port: 22

Die Software für die Heimcomputer und Konsolen werden im Pi-Jargon ROM genannt und sind im Grunde ein Software-Image. Für die ROMs gibt es unterschiedliche Quellen. Jedoch sollte klar sein,dass viele ROMs rechtlich bedenklich sind. Viele angebotene Spiele-ROMs sind illegale Raubkopien, und das Herunterladen und Teilen ist strafbar und kann vom Gesetzgeber mit hohen Geldstrafen bis hin zu Gefängnis bestraft werden. Die Bandbreite illegaler ROM-Anbieter ist unüberschaubar. Legale und abwechslungsreiche Angebote sind schwer zu finden. Ein positives Beispiel stellt die Seite http://mamedev.org/roms/ da, auf der bekannte Spiele nachprogrammiert und geteilt werden, was aber nicht ansatzweise so rege passiert, wie sich die Macher das gerne wünschen.

Auf dem Pi sind 40 Emulatoren vorinstalliert, unter anderem, C64, Amiga, Sinclair, SNES, NES, Sega Game gear, GBA, GBC, GB, N64, Amstrad CPC, Apple II, Atari 800, Atari 2600, Atari 5200, Atari Lynx, Atari ST, MSX, Neo Geo, Macintosh, Sega Master System, Mega Drive, Playstation. Ist ein ROM vorhanden, muss es in die RetroPi-Bibliothek aufgenommen werden: Die Software für die emulierten Rechner/Konsolen kommt in ein passendes Unterverzeichnisse \home\pi\RetroPie\roms.

Für den Amiga bringt RetroPi zwar den Emulator mit, jedoch nicht das Betriebssystem AmigaOS. Um Amiga-Software legal auszuführen sind Kickstarter ROMs von Nöten. Für kostengünstig 79 Cent lassen sich diese bei https://play.google.com/store/apps/details?id=com.cloanto.amigaforever.essentials&hl=de im Google Play Store kaufen. Nach dem Erwerb werden die ROMs vom Handy/Tablet auf den Pi kopiert. Ist der PC mit dem Handy/Tablet verbunden, finden sich im Verzeichnis Android > data > com.cloanto.amigaforever.essentials > files > rom die Dateien. Zwingend notwendig ist für den Emulator mindestens eine Kickstarter-Datei (z.B. amiga-os-120.rom, vier Versionen kommen insgesamt mit) und die rom.key-Datei. Nach dem Kopieren benennt man vier .rom-Dateien um in kick12.rom, kick13.rom, kick20.rom und kick31.romrom.key bleibt unverändert. Per SFTP werden die Amiga-ROMS zum Pi übertragen: Die vier ROMs und die rom.key kommen in den Ordner \home\pi\RetroPie\BIOS.