Konsolenkrieg Atari vs. Nintendo

Tengen war ein Atari-Subunternehmen, das heute hauptsächlich bekannt ist als einer der wenigen Hersteller von nicht lizenzierten Spielen für das Nintendo Entertainment System (NES). Nintendo bindet Drittanbieter (Third Party-Entwickler) in den 80er Jahren an strikte Lizenzbestimmungen, die teilweise aus den Erfahrungen mit dem Videogame-Crash resultieren. So sind Hersteller zum Beispiel daran gebunden, maximal fünf NES-Spiele pro Jahr zu veröffentlichen. Nintendo behält sich außerdem vor, Veränderungen an diesen Spielen einzufordern. Allerdings sind Hersteller auch gezwungen Cartridges für die Spiele direkt bei Nintendo zu kaufen und für veröffentlichte Titel eine zweijährige Exklusivität für das NES zu garantieren – diese Praktiken lassen sich kaum mit einem Bedürfnis nach Qualitätssicherung erklären.

Eine Chip-Knappheit führt 1988 dazu, dass, nur Monate nachdem Tengen Lizenznehmer geworden ist, Nintendo mit der Produktion von Cartridges nicht mehr nachkommt. Tengen verliert Geld, weil – Schätzungen zufolge – nur ein Zehntel der Nachfrage gedeckt werden kann. Im Geheimen hat man für einen solchen Fall bereits vorgesorgt. Tengen hatte sich beim US Copyright Office illegal den Code zum Lockout-Chips 10NES verschafft und ihn auf diese Weise per Reverse-Engineering nachbauen können. Sie haben das NES damit geknackt und fortan die Möglichkeit, Spiele ohne Absprache mit Nintendo zu veröffentlichen. Der nachfolgende Rechtsstreit zieht sich bis 1994 hin und hat unter anderem zur Folge, dass die Herausgabe sensibler Daten durch das Copyright Office neu geregelt wird; auch wird die Beschaffung des Codes durch Tengen als eindeutig illegal befunden (woraufhin Tengen die Produktion von NES-Spielen einstellen muss). Die Praktik des Reverse-Engineerings aber wird durch den Richterspruch grundsätzlich rechtlich abgesichert. Eine parallel geführte Klage Ataris gegen Nintendos monopolistisches Geschäftsgebaren führt dazu, dass die Lizenzbedingungen für Hersteller und Handelsketten gelockert werden.

Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass sich sowohl die Auseinandersetzung Coleco/Atari als auch Atari/Nintendo im Kern um Patente und deren illegale Verwendung drehen – und dass Atari damit den Prozess aus demselben Grund verliert, aus dem Coleco ihn nur wenige Jahre zuvor gewonnen hat.

Mehr zu Konsolen-Kriege »