Der Wegbereiter einer technischen Revolution

Tim Berners-Lee und die Erfindung des World Wide Webs

Schon früh begann Tim Berners-Lee sich für Computertechnik zu interessieren, wahrscheinlich durch seine Eltern inspiriert. Mary Lee Woods und Conway Berners-Lee sind renovierte Mathematiker, die sich bei der Arbeit am Ferranti Mark I kennenlernten, einer der ersten kommerziell erhältlichen Universal-Computer. Mit 17 Jahren beendete Tim seine Schullaufbahn an Londons Emanuel School und nahm ein Physikstudium an der University of Oxford auf, in welcher Zeit er seinen ersten eigenständig erbauten Computer mit einem M6800 Prozessor fertigstellte.

Nach dem Studium konnte Tim eine Arbeit bei den namhaften Unternehmen Plessey Telecommunications Ltd. und D.G Nash Ltd. aufnehmen bis er dann 1980 als beratender Ingenieur zu den europäischen Kernforschungszentrum CERN nach Genf wechselte.

Dort sah er sich mit einem Überfluss an Hypertexten, also an digitalen Informationsdateien, im firmeninternen Netzwerk und mit Unterschiedlichkeiten im Rechnernetzaufbau der international verteilten Laboren von CERN konfrontiert. Aus dieser Problematik entwickelte Tim eine Idee, die das Verständnis von Globalisierung grundlegend verändern sollte. Er begann die Arbeit an der Software Enquire, dem Vorreiter des heutigen World Wide Web (WWW). Die Funktion dieser Software war relativ simpel. Sie sollte den Datenüberfluss des Unternehmens in ein Netz komprimieren und in einem Browser strukturiert darstellen. Später sagte Tim über das World Wide Web:

Most of the technology involved in the web, like the hypertext, like the internet, multifont text objects, had all been designed already. I just had to put them together. (Die meiste in das Web integrierte Technologie, wie den Hypertext, das Internet oder multifont Textobjekte gab es bereits. Ich musste sie nur zusammenfassen.)

Die Arbeit an dieser Software musste er kurzfristig beiseite schieben, da er 1981 bereits nach England zurückkehrte und ein Arbeitsverhältnis mit Image Computer Systems begann. Doch Mitte der 80er Jahre kehrte er zu CERN zurück und machte 1989 seinem Arbeitgeber den Vorschlag das Projekt Enquire auszubauen und dadurch den weltweiten Austausch von Informationen zwischen Wissenschaftlern zu erweitern.

In der frühen Entwicklungsphase entstanden bereits die bekannten Webbauteile HTML, HTTP und URL. Ebenfalls früh hinzu kam der erste Webbrowser 'WorldWideWeb', dessen Name später auf das komplette Projekt übertragen wurde. Die erste Webpräsenz wurde aufgebaut und besteht bis heute (http://info.cern.ch). Mithilfe der damals noch geringen Anzahl an Nutzern des World Wide Webs wuchs das System rasant und konnte immer weiter ausgebaut werden.

Schließlich gründete Tim 1994 das World Wide Web Consortium (W3C) zur Standardisierung der Techniken im Internet, in welchem er nach wie vor den Vorsitz hält. Er begann Vorsorge dafür zu betreiben, dass das World Wide Web weltweit von allen Menschen genutzt werden kann und sich nicht für kommerzielle Zwecke in Teilwebs aufsplittert.

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Heute ist das World Wide Web zu einen beinahe essentiellen Bestandteil unserer Gesellschaft angewachsen, auch weil sich Tim so stark für die universale Zugänglichkeit eingesetzt hat. Für diese Leistung wurde er 2004 von Queen Elisabeth in den Ritterstand erhoben. Er ist auch mit vielen Auszeichnungen geehrt worden, unter anderem mit dem Queen-Elisabeth-Prize für Ingenieurswissenschaften. Tim lebt im Vergleich zu anderen technischen Erfindern der Neuzeit bescheiden. Er ist noch aktiv in der Wissenschaft tätig und kämpft weiterhin für die öffentliche und freie Nutzung des Internets. So ist er z. B. auch der Präsident der englischen gemeinnützigen Organisation Open Data Institut.

Tim Berners-Lee: Steckbrief

  • 08. Juni 1955: Geburt in London. Eltern: Mary Lee Woods und Conway Berners-Lee (entwickelten am Manchester Ferranti Mark I mit)
  • 1969 - 1973: Londons Emanuel School
  • 1973 - 1976: Physikstudium an der University of Oxford in England
  • 1976 - 1978: Plessey Telecommunications Ltd in Poole, UK
  • 1978 - 1980: D.G Nash Ltd in Ferndown, UK als Software Entwickler
  • Juni - Dezember 1980: CERN in Genf, Schweiz als beratender Ingenieur
  • erste Arbeit an „Enquire“ begonnen
  • 1981 - 1984: Image Computer Systems in Bournemouth, UK als Direktor
  • 1984: Rückkehr zu CERN
  • 1989: Beginn an der Arbeit an einem Programm, welches Hypertexte vereinfacht zu sammeln und zu strukturieren
  • 1991 - 1993: Ausbau und Entwicklung von URI/URL, HTTP, HTML, etc…
  • 1994:Gründung des World Wide Web Consortium (W3C) zur Standardisierung der Techniken im Internet/MIT wird automatisch zur Gasteinrichtung des W3C
  • 1999: Inhaber des Lehrstuhls Laboratory for Computer Science
  • 2003: Fusion des „Laboratory for Computer Science“ und des „Artificial Intelligence Lab“ zu „Computer Science and Artificial Intelligence Laboratory“
  • 2003: ERCIM (European Research Consortium for Informatics and Mathematics) wird zur Gasteinrichtung von W3C
  • 2004: Erhebung in den Ritterstand von Queen Elizabeth
  • 2004: Professor im Computer Science Department der University of Southampton
  • 2006 - 2011: Co-Direktor der Web Science Trust, eine UK Einrichtung, die Aktivitäten im Bereich der Webwissenschaft fördert
  • 2008: Professor der 3Com Founders Lehrstuhls
  • 2008: Gründung der WorldWideWeb Foundation, in welcher er zum Direktor wird
  • 2011: Aufnahme in das „Board of Trustees“ der Ford Foundation
  • 2012: Gründung des Open Data Instituts, von dem er Präsident ist
  • 2013: Auszeichnung mit dem Prize for Engineering von Queen Elizabeth für „the ground-breaking innovation in engineering that has been of global benefit to humanity“